
Mit anderen Augen sehen – Projekttag zum Thema Blindheit und Barrieren
Wie fühlt es sich an, nichts zu sehen? Wie finde ich mich ohne Augenlicht im Schulhaus zurecht? Und warum ist nicht die Blindheit das Problem – sondern die Umgebung?
Diesen und vielen weiteren Fragen gingen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8C mit ihrer Klassenlehrerin Frau Körmer am UNESCO-Projekttag auf den Grund. Unter dem Titel „Mit anderen Augen sehen – Blindheit begreifen“ beschäftigten sie sich mit der Lebenswelt blinder und sehbeeinträchtigter Menschen – nicht abstrakt, sondern ganz praktisch, mit allen Sinnen und erfahrungsbasiert.
Im Alltag treffen die wenigsten auf Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Inklusion bedeutet jedoch, gesellschaftliche Teilhabe nicht vom Zufall oder der Norm abhängig zu machen – sondern aktiv Barrieren zu erkennen und abzubauen. Wie gehe ich respektvoll auf Menschen zu, die Unterstützung brauchen? Ein Balanceakt zwischen Respekt, Augenhöhe und Unterstützung verunsichert nicht nur im Aufeinandertreffen. Auch der sensible Umgang mit Sprache und den Begriffen Blindheit, Sehbehinderungund Sehbeeinträchtigung sind Teil der Auseinandersetzung mit nachhaltiger Inklusion.
In verschiedenen Stationen schärften die Schülerinnen und Schüler nicht nur ihre Wahrnehmung, sondern beschäftigten sich auch mit Unsicherheiten und Berührungsängsten. Mit Augenmasken durch einen Hindernisparcours, gegenseitiges Führen mit Stimme und Berührung, Gegenstände ertasten, Geräusche erkennen, Orientierung ohne Sehen und erste Erfahrungen mit Braille-Schrift waren Teil des Projekts.
Anschließend gingen sie in kleinen Gruppen auf eine „Barrieren-Safari“ durch das Schulgelände. Sie untersuchten Flure, Türen, Treppen, Toiletten und Eingänge – und dokumentierten mögliche Hindernisse aus der Perspektive einer sehbeeinträchtigten Person. In ihrer Recherche erarbeiteten sie außerdem Ideen zur Umgestaltung, etwa durch kontrastreiche Markierungen, bessere Beschilderungen oder tastbare Leitsysteme.
Ein ganz besonderer Höhepunkt des Tages war das Interview mit dem blinden Musiker und Künstler Kurt Buschmann aus Hamburg. Er berichtete von seinem Alltag, seiner Arbeit als Künstler – und davon, wie es ist, sich in einer Welt zurechtzufinden, die oft nur für Sehende gedacht ist. Seine offene, humorvolle und ehrliche Art beeindruckte die Schülerinnen und Schüler sehr, die doch überrascht waren von seinen Erlebnissen, seinem Alltag und seiner persönlichen Geschichte des Sehens.




